Bekanntlich findet im November immer etwas statt, das nicht ganz nachvollziehbar ist aber mit schöner Regelmäßigkeit genau dann auftritt, wenn die Tage kürzer, kälter und dunkler werden. Die sogenannte November-Depression. Diese ist bei unserer Eintracht und unter uns Fans ein traditioneller Zeitabschnitt im Jahr, an dem man sich orientieren kann wie am eigenen Geburtstag. Und jährlich grüßt das Murmeltier.
Aber es gibt Hoffnung. Die gibt es bei der Diva vom Main zwar immer, diese Hoffnung. Just im Vorlauf des Spiels beim Rekordmeister lässt sich diese Hoffnung allerdings mit Zahlen belegen. Zunächst einmal ist es grundsätzlich von sehr großem Vorteil für die Eintracht-Gemeinde, dass beim letzten Spiel gegen den Tabellen-18. zu Hause nur ein Pünktchen geholt wurde, insbesondere als Dritter der Bundesliga. Und nun tritt die SGE beim erst einmalig geschlagenen und prächtig gefestigten Tabellenführer an.
Im Sinne der Diva vom Main also beste Voraussetzungen!
Hoffnungsvolle Schlauchboot-Fahrt
Wie erwähnt verspricht auch der Blick in die Statistik, dass man hoffnungsfroh ins Schlauchboot steigen kann. Denn die Bayern sind so etwas wie das Johanniskraut gegen die einträchtliche November-Depression. Zehn Pflichtspiele gab es seit Urzeiten zwischen Adlern und Bajuwaren im Monat November, davon gewann die Diva sechs, erspielte drei Unentschieden und musste sich nur einmal geschlagen geben.
Noch dazu sind wahre Klassiker und legendäre Siege unter den Begegnungen mit ‚Mia san mia‘ im 11. Monat des Jahres zu finden, teils auch im europäischen Wettbewerb. 21 von möglichen 30 November-Punkten holte die SGE gegen den FCB, schoss 23 November-Tore und fing nur 8 (bis zum letzten Aufeinandertreffen gar nur 4). Von wegen „November Rain“.
Legenden und Klassiker
Gleich die erste Partie am 13.11.1971 hatte es in sich, wohl DAS Spiel des wenig bekannten Thomas Parits. Der schoss bereits in der 3. Minute das 1:0 und legte nach Gerd Müllers Doppelpack zwei weitere Tore auf, wodurch die Eintracht das Spiel drehen konnte. Und das vor 64.000 Zuschauern im Waldstadion.
Es dauerte vier Jahre bis man sich in jenem welchen Monat wiedersah. Das Warten hatte sich gelohnt, und wie, erneut war das Waldstadion am 22.11.1975 Austragungsort. Das Spiel war eines für die Geschichtsbücher: Wenzel, Nickel, Grabowski, Hölzenbein und Neuberger schossen eine 5:0-Führung heraus. Und das schon nach 45 Minuten. Sepp Maier im Tor der Bayern wurde von einem Eintracht-Spieler befragt, ob er denn schon mal „einen vor der Linie berührt“ habe. Wohlbemerkt vor der Halbzeitpause beim Stand von 5:0. Wir sind nicht ganz sicher, ob es Hölzenbein oder doch Grabowski war. Und Dr. Hammer steuerte in der 61. Minute dann noch ein direktes Eckball-Tor zum 6:0-Endstand bei.
Der Bayern-Saison-Dreifach-Besieger-Rekord
Klassisch auch die Saison 1977/78, in der die SGE innerhalb von 15 Tagen dreimal auf die Bayern traf – zweimal davon im November – und dreimal als Sieger vom Platz ging. Möglich machten es das Hin- und Rückspiel im UEFA Cup-Achtelfinale und das dazwischenliegende Ligaspiel. Die beiden Heimspiele (nämlich die im November) gewannen die Adlerträger jeweils mit 4:0, man stelle sich das vor, innerhalb von nur vier Tagen! Grabi, Holz und Kraus trafen in beiden Spielen, Skala und Wenzel besorgten den Rest.
Im 3. Aufeinandertreffen grüßte erneut das Eintracht-Murmeltier die Bayern und es gab einen Auswärtssieg im Rückspiel, wiederum Hölzenbein und Wenzel schossen ein 2:1 heraus. Lange, lange Zeit blieb die Eintracht damit der einzige Verein in der Geschichte des deutschen Fußballs, der die Bayern in einer einzigen Saison in drei Pflichtspielen besiegen konnte. Und davon zweimal – ihr ahnt es – im November. Einzig Borussia Dortmund konnte dieses Kunststück wiederholen, und das erst in der Saison 2011/12.
Sprung in die Neuzeit
Es folgten zwei torlose Heim-Remis (Nov 80‘ und Nov ’83) bevor es 1995 mit Karacho weiterging. Am 04.11. stand am 12. Spieltag der Saison 1995/96 das Heimspiel gegen den FCB an. Es wurde die Sternstunde von Teasy Hagner, Doppeltorschütze vor über 57.000 Zuschauern, Ivica Mornar und Manni ‘der Libero’ Binz steuerten die weiteren Treffer zum 4:1-Endstand bei. Andi Köpke stand im Tor, Jay jay Okocha im Mittelfeld und Rainer Rauffmann im Sturm.
Fünf Jahre später gab es erneut einen November-Klassiker gegen die Bayern, zur Abwechslung mal wieder auswärts. Die lebenden Eintracht-Legenden Schur und Fjörtoft trafen zum 2:1-Auswärtssieg, es war am 18.11.2000 der erste in München nach knapp 24 Jahren Durststrecke.
Sieg oder Unentschieden!
Auch das 0:0 in München am 03.11.2007 darf nicht unerwähnt bleiben, als Oka Nikolov gefühlte 87 Torschüsse abwehrte und danach in der Gerüchteküche als potenzieller Neuzugang an der Säbener Straße gehandelt wurde. Es waren wohl knapp 40 Schüsse, die Klose, Schlaudraff, Toni, Podolski & Co abgaben, ohne aber den ewigen Oka bezwingen zu können.
Also, Freunde, schaut auf den Kalender und freut Euch! Es kann am Samstag nur gut ausgehen, die Zahlen lügen nicht. Optimismus ist angesagt, denn es ist November und es geht gegen die Bayern. Nicht verzagen, Oka fragen! Und nur nochmal so, zur Erinnerung – heute vor genau einem Jahr stand die Eintracht 20 Tabellenplätze und ein komplettes Klassement hinter den Bayern auf Rang 2 der 2. Liga. Heute sind es gerade mal zwei Plätze.